RODNIK e.V. - Integrationszentrum für Begegnung, Beratung, Bildung in Fulda wurde im Jahr 2000 mit dem Ziel gegründet, das friedliche Zusammenleben der Völker und Generationen sowie die Chancengleichheit insbesondere von russischsprachigen Mitbürger_innen zu fördern. Wir arbeiten mit Migrantenvereinen aus anderen Migrantenselbstorganisationen und Kulturkreisen sowie mit den Kommunen zusammen und wirken auch bei gemeinsamen Veranstaltungen dieser Organisationen mit. Ein sehr wichtiger Teil unserer Aktivitäten liegt in dem Bereich der internationalen Kultur- und Jugendkontakte mit europäischen Ländern, vor allem mit Russland und der Ukraine. Viele unserer Mitglieder sind durch ihre Familie, durch Freundschaften und Partnerschaften mit beiden Ländern eng verbunden. Auch während der Corona-Pandemie in den Jahren 2020 bis Ende 2021 haben wir einige hybride Projekte zwischen Russland und Deutschland sowie der Ukraine und Deutschland durchgeführt.
Seit seiner Gründung legte RODNIK den Schwerpunkt seiner Tätigkeit auf Kommunikation und Pflege kultureller Kontakte mit den Netzwerkpartnern der Migrantenorganisationen in Fulda, Hessen und deutschlandweit. Wir organisierten eine Reihe von Literatur- und Konzertveranstaltungen auf städtischen Bühnen mit nicht nur russischer und ukrainischer, sondern auch vielen unterschiedlichen Kulturen anderer Länder, die das Fuldaer Publikum immer gut aufnahm.
Erst vor kurzem haben wir angefangen, einige Seminare und Vorträge der politischen Bildung im Rahmen unserer Projekttätigkeit anzubieten. Leider haben wir nicht genügend Teilnehmer_innen aus den russischsprachigen Kreisen dafür gewinnen können: Die meisten haben gesagt, dass sie sich „aus der Politik heraushalten“. Jetzt hat sich das Leben geändert und es stellt sich heraus, dass die Politik selbst zu uns gekommen ist und der menschenrechtswidrige Überfall der russischen Armee auf die Ukraine unser Leben seit mehr als einer Woche verändert. Alle verurteilen den Krieg, aber eine gewisse Spaltung in der russischsprachigen Gemeinschaft können wir leider nicht verbergen: neben Solidaritätsbekundungen und Verurteilungen des russischen Angriffskriegs gibt es eine Reihe von Putin-Anhängern und Verteidigern von Russlands Außenpolitik, die durch soziale Netzwerke ihre Meinungen äußern.
In
dieser Situation ist der Vorstand RODNIK verantwortlich, eine deutliche Position zu beziehen.
Wir werden weiterhin den Krieg von Putins Regime gegen die Ukraine verurteilen. Wir werden an Kundgebungen für den Frieden in der Ukraine während der Demonstrationen in Fulda und an anderen Friedensaktionen teilnehmen. Wir werden alles in unserer Kraft tun, um unsere Partner in der Ukraine und die jetzt nach Deutschland kommenden Geflüchteten praktisch zu unterstützen. Wir werden uns für die russischsprachige Gemeinschaft in Fulda durch aufklärende Arbeit gegen Putin-Propaganda
und für liberale, demokratische Werte, Freiheit und Menschenrechte einsetzen.
Der Vorstand von RODNIK möchte verantwortungsvoll mit der heutigen Situation umgehen und sieht einen großen Bedarf an Schulungen für Multiplikatoren_innen und Veranstaltungen im Rahmen politischer Bildung für ein breites Spektrum an Themen wie zum Beispiel „ziviles Engagement“ und „demokratisches Verhalten“, um friedliches Zusammenleben zu gestalten und Extremismus vorzubeugen.
Wir sehen zwei große Zielgruppen, die wir unmittelbar schon heute erreichen wollen:
- vor allem Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene mit Migrationshintergrund und junge Geflüchtete, die mit modernen Methoden von erfahrenen Referenten von Demokratie, Toleranz, gewaltfreier Kommunikation und interkulturellen Kontakten hören und lernen werden.
Wir wollen den jungen Geflüchteten aus der Ukraine helfen, ihre traumatisierenden Erlebnisse des Krieges schneller zu vergessen. Sie sollen in das gesellschaftliche Leben in Fulda schneller aufgenommen werden.
- Den russischsprachigen Mitbürgern, die bereits länger in Deutschland leben, aber wenig in das gesellschaftliche Leben integriert und oft von Fake-News und skrupellosen Propaganda-Medien beeinflusst sind, werden wir im Rahmen der Eltern- und Familienarbeit die Themen „Bewusster Medienkonsum“ oder „Erinnerungskultur in den Migrantenvereinen“ anbieten.
Natürlich werden wir auch lokale einheimische deutsche Jugendliche und Erwachsene in unsere Vereins- und Projektarbeit einbeziehen sowie mit unseren Netzwerkpartnern im Bündnis Mittendrin! und mit der Stadt und dem Landkreis Fulda kooperieren.
Der Krieg richtet viel Schlimmes an, aber wir wollen nach vorne schauen; als Hintergrund dient hier das Nachdenken über die positiven Erfahrungen der Nachkriegszeit bei der Schaffung eines vereinten Europas.
Fulda, den 04.03.2022 (von Larissa Timpel, GF RODNIK)